Die Themen der Sendung:
“Zeiten der Auflehnung” – Buch über indigenen Widerstand in den USA
Machen wir uns nichts vor. Die Gründung der USA basiert auf einem Völkermord. Die Geschichte Amerikas ist eine gewalttätige Geschichte, eine Geschichte der Auslöschung der indigenen Bevölkerung, der Einwohner der USA, die da waren, bevor die Europäer kamen. Der Historiker Aram Mattioli erzählt jetzt die Geschichte des indigenen Widerstand in seinem Buch “Zeiten der Auflehnung”.
“Nie mehr leise” – Betiel Berhe im Gespräch
Wenn Paul und Murat beim Deutsch-Test die gleiche Fehleranzahl haben, aber Paul besser benotet wird als Murat, dann ist das Rassismus. Eine Studie der Universität Mannheim hat ergeben, dass Schülerinnen und Schüler mit türkischen Vornamen schlechtere Noten bekommen. Und auch in Österreich sei das Bildungssystem in erster Linie für Kilians und Maries ausgerichtet, sagt die Journalistin und Ex-Lehrerin Melisa Erkurt. Wie kann man es also schaffen, in einem System, das Kinder mit Migrationshintergrund benachteiligt, ihnen sogar Bildung erschwert. Darüber hat Betiel Berhe ein Buch geschrieben. In “Nie mehr leise” analysiert die Autorin strukturellen Rassismus und erzählt dabei viel über ihre eigenen Erfahrungen in einer Brennpuntkschule in Ulm. Wir sprechen mit ihr.
Zehn Jahre “Black Lives Matter”
2020 ist Blacklivesmatter als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd endgültig zur “größten Bewegung in der Geschichte der USA” geworden, wie die New York Times angemerkt hat. Zum unzähligen Male ist ein schwarzer Bürger von weißen Polizisten getötet worden – Ausdruck eines nach wie vor existierenden rassistischen Grundtons im Land. Der Protest der Zivilbevölkerung weltweit war beispiellos und hat vielen außerhalb der afroamerikanischen Community die Augen geöffnet. Auf den Straßen ist es inzwischen ruhig geworden, in den Köpfen aber, ist etwas passiert. Die “Black Lives Matter”-Bewegung hat es geschafft, Themen wie Kolonialismus, Gewalt und Diskriminierung mit einer ganz neuen Dringlichkeit auf die Agenda zu setzen, im öffentlichen Leben wie in der Kunst. Adam Pendleton hat dazu beigetragen, auch wenn sein Stil die kühle Abstraktion in schwarz und weiß ist. Sein Ziel: der weiß geprägten US-Geschichte afro-amerikanische Erfahrungen gegenüberzustellen. Geschichte, die von den Herrschenden geschrieben wird, neu zu formulieren.
“Was Kunst kann, ist neu konfigurieren, neu positionieren, neu interpretieren, etwas Neues anbieten”, sagt Pendelton. Er hat sich dafür einen Begriff einfallen lassen: Black Dada. Ausgehend von Texten afroamerikanischer Autoren und Künstler entwirft er in Graffiti Manier Bilder, die das gängige rationale Denken aushebeln, Fragen aufwerfen und so wieder mehr Bewusstsein schaffen. Als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des nur 17-jährigen Trayvon Martin 2013 wurde Black Lives Matter gegründet und Pendelton hat eine Flagge dazu entworfen. Ein Statement im öffentlichen Raum. Derzeit bereitet Adam Pendleton gerade seine große Ausstellung für das Mumok in Wien vor.
“Als ‘Black Lives Matter’ angefangen hat, war es für mich zum ersten Mal, dass Freunde, die nicht schwarz waren, ihre Stimme erhoben haben und auf die Straße gegangen sind”, sagt die Punkmusikerin und Aktivistin Honeychild Coleman. Sie schätzt Musik auch als Medium für politische Botschaften. “In der Hinsicht, glaube ich, hat Black Lives Matter wirklich etwas bewirkt, weil es den Menschen das Gefühl gegeben hat, eine Stimme zu haben, sich ausdrücken zu können und andere damit zu erreichen.”
Und was Gleichbehandlung und Chancengleichheit betrifft, gibt es bis heute viel zu tun. Blacklivesmatter arbeitet daran, trotz Imageproblem. Die Bewegung, die keine richtige Organisation hatte, war 2020 astronomisch gewachsen und mit Dollars überhäuft worden. Bald kamen Fragen auf, wie das viele Geld angelegt wurde, wer warum, was bekommen hat und ob sich jemand an den Spenden privat bereichert hat. Und dann thematisierten vor allem rechte Medien die gewalttätigen Ausschreitungen bei manchen Demonstrationen. Einige Male angestoßen von verdeckten FBI Agenten, ist Honeychild Coleman überzeugt.
Man muss schon das ganze Bild im Auge haben und das geht nur, wenn man sich informiert. Die beste Anlaufstelle dafür gibt es in Harlem. Das zur Zeit der Harlem Renaissance gegründete Schomburg Center. Hier wird seit hundert Jahren afroamerikanische Geschichte dokumentiert und studiert. Seit Blacklivesmatter ist das Interesse daran – auch jenseits politischer Inhalte – beim Publikum egal welcher Hautfarbe massiv gestiegen.
“Ein Abend im Zeichen von Noruz – Ein neuer Tag” am Berliner Ensemble
Das Berliner Ensemble hatte zur zweiten Solidaritätsveranstaltung mit den Protesten im Iran geladen: Neben den drei Initiatorinnen Melika Foroutan, Sarah Sandeh und Jasmin Tabatabai haben Eva Mattes, Birgit
Minichmayr und Maria Schrader Texte aus und über Iran gelesen. Wir waren dabei.
Die Diagonale in Graz eröffnet
Das Festival des österreichischen Films, die Diagonale in Graz, eröffnet am 21. März mit der bei der Berlinale uraufgeführten Clubkulturparabel “Das Tier im Dschungel” von Patrick Chiha, dem Kurzfilm “NYC-RGB” von Viktoria Schmid und der Verleihung des Großen Diagonale-Schauspielpreises an Margarethe Tiesel. In “Das Tier im Dschungel” fragt 1979 der junge John in einem Club May, ob sie bei ihm bleiben wolle. May zögert, doch sie ist von Anfang an dem jungen Mann und seinem Geheimnis verfallen, und so bleibt sie bei ihm. Dabei rankt sich um das Geheimnis nichts Großartiges: John ist von der Idee besessen, etwas Großes werde sich in seinem Leben ereignen, weshalb er nichts anderes zu tun habe, als darauf zu warten. Und so warten die zwei, 25 Jahre lang, nächtelang, immer in demselben Club. Insgesamt werden 115 österreichische Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme im Wettbewerb gezeigt.